Buchkolumnistin

Drei Fragen an Micaela Jary

© Rossigraphie

Kaum auf die Welt gekommen, wurde ihr vom Vater bereits eine Karriere als Schriftstellerin vorher gesagt. Der beliebte Filmkomponist Michael Jary sollte recht behalten. Zunächst jedoch wuchs die in Norddeutschland geborene Micaela Jary in Lugano auf, studierte später und arbeitete als Journalistin sowie im Musikmarketing. Die Autorin war einige Jahre in Paris zu Hause und zog eine Tochter groß. Heute lebt sie als freiberufliche Schriftstellerin mit Mann und Hund in Berlin, München und im Landkreis Rostock.


Ihren endgültigen Durchbruch schaffte Micaela Jary mit »Downton-Abbey in Hamburg«, wie eine begeisterte Kritikerin ihren Roman »Das Haus am Alsterufer« nannte. Die sorgfältig recherchierten Romane und ihre berührenden Familiengeschichten, die einen Bogen aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart schlagen, sind heute auf den Büchertischen jeder gut sortierten Buchhandlung zu finden.

Ich wollte von Micaela Jary gern wissen, inwieweit das besondere künstlerische Umfeld, in dem sie aufgewachsen ist, Einfluss auf Ihren beruflichen Lebensweg nahm.

Micaela Jary Sehr großen Einfluss sogar. Ich bin in der Welt des Films aufgewachsen. Erfundene Geschichten waren daher schon als Kind irgendwie normal für mich. Darüber hinaus waren Bücher in meinem Elternhaus selbstverständlich, auch an Kinderbüchern wurde nie gespart. Deshalb las ich immer schon sehr viel. Das zusammengenommen führte dann dazu, dass ich selbst schreiben wollte. Vielleicht war aber auch der Kommentar meines Vaters irgendwo in meinem Unterbewusstsein verankert, der nach meiner Geburt sagte: »Die wird mal Schriftstellerin.« Das geschah unter dem Eindruck der damals ebenso jungen wie berühmten Françoise Sagan.

Jeanine  Schriftstellerisches Talent oder Handwerk, was brauchen gute Autor*innen?

Micaela Jary Jeder Beruf verlangt eine gewisse Begabung, egal, ob man Chirurg, Architekt, Musiker oder Schriftsteller werden möchte. Talent allein genügt allerdings nicht, darin unterscheiden sich künstlerische Jobs nicht von anderen. Ein gutes Rüstzeug ist unabdingbar.

Jeanine Wie viel Zeit haben Sie sich für Recherche und Konzept Ihres Romans »Die Villa am Meer« genommen und wie lange dauert der Schreibprozess im Vergleich dazu?

Micaela Jary In diesem speziellen Fall habe ich schon im Winter 2013/14 mit der Arbeit begonnen. Damals war ich Pressesprecherin der Autorenvereinigung DELIA und mit den Vorbereitungen für die Liebesromantage in Büsum im Mai 2014 beschäftigt. Da es in Büsum einen Bücher-Strandkorb gab, also einen ausrangierten Strandkorb, der zum Bücherregal umgebaut worden war, recherchierte ich für eine Pressemitteilung die Geschichte des Strandkorbs. Die fand ich so interessant, dass ich gerne einen Roman daraus machen wollte. Es hat dann noch ein bisschen gedauert, aber dieser Roman ist »Die Villa am Meer«. Üblicherweise kann man sagen, dass die Arbeit an einem Buch dieses Umfangs etwa ein bis zwei Jahre in Anspruch nimmt. Da ich auch während des Schreibens Basisliteratur lese, hört die Recherche bis zum Schlusssatz nicht auf. Andere Autoren gehen da anders vor, aber schreiben und gleichzeitig lesen ist für mich die lebendigste Art zu arbeiten.

Die Villa am Meercover

Rostock-Warnemünde 1897: Katharinas Hochzeit mit dem verwitweten, wesentlich älteren Manufakturbesitzer und Korbmacher Olaf Borchers steht unter einem schlechten Stern: Nicht nur, dass ihr Herz einem anderen gehört, Borchers halbwüchsiger Sohn ist nicht einverstanden mit der neuen Frau seines Vaters und torpediert die Ehe von Anfang an. Dennoch tut Katharina ihr Bestes, um mit ihrem Mann glücklich zu werden. Doch das ändert sich an dem Tag, an dem sie Pläne für ein eigenes Geschäft macht – einen Strandkorbverleih an der Ostsee …

»Mit ›Die Villa am Meer‹ schreibt uns Micaela Jary eine starke Frau ans Herz, die gegen die patriarchalische Ordnung Sturm läuft.«
B.Z. am Sonntag (02.04.2017)

Taschenbuch broschiert, Goldmann, März 2017, 512 Seiten, 9,99 €
ISBN: 978-3-442-48595-6 E-Book: 8,99 Euro

Website der Autorin   Micaela Jary bei Facebook

 

Dieses Interview erschien zuerst im April 2017 im Stadtmagazin Da Capo (Braunschweig) unter der Rubrik »Die Buchkolumnistin«. Die Fragen stellte Jeanine Krock.