Buchkolumnistin

Seit wann hat „geil“ nichts mehr mit Sex zu tun?

Drei Fragen an Matthias Heine …

@ privat

Matthias Heine beschreibt sich selbst als »Journalist, Halbitaliener, Norddeutscher, Familienvater, Nichtwähler, Frankreich-Liebhaber, Koch und Protestant und Eintracht-Braunschweig-Fan«.
Der Autor ist, man ahnt es nach dieser Einführung, in Braunschweig aufgewachsen. An der hiesigen TU studierte Heine Germanistik und Geschichte, beteiligte sich an der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs von Hermann Paul und volontierte bei der Braunschweiger Zeitung. Nachdem er einige Jahre als freier Autor unter anderen für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, den NDR, Theater Heute oder die taz schrieb, ist Matthias Heine heute Kulturredakteur der Welt und lebt mit seiner Familie in Berlin.

Drei Fragen

Zuerst wollte ich von Matthias Heine erfahren, was ihn mit unserer Stadt verbindet.

Matthias Heine   Erinnerungen an die Eintracht mit Bernd Franke, an Daily Terror, La Petite Mort, das Leukoplast und die Braunschweiger Szene, für die ich zusammen mit Sven Gösmann – heute dpa-Chef – das Fanzine »La Gazette« gemacht habe, ans Kennelbad, ans FBZ, wo ich Zivildienstleistender war, und natürlich ans Germanistik-Seminar und meinen verehrten Lehrer Helmut Henne. Aktuell: Immer noch die Eintracht, schöne Orte wie Inselwall, Löwenwall, Magniviertel, Riddagshausen, Burgplatz (ich war kürzlich wieder mit meiner ältesten Tochter auf dem Weihnachtsmarkt), Naturkundemuseum und der Prinzenpark. Immer noch Freunde. Und die Vorfreude auf meinen Besuch im renovierten Anton-Ulrich-Museum. Nur dem Café Okerterrassen weine ich immer noch nach.

Jeanine   Die Deutschen lesen immer weniger. Dennoch möchten mehr Menschen denn je ein Buch veröffentlichen. Fantasy steht hoch im Kurs. Doch daran, ein unterhaltendes Sachbuch zu schreiben, denken wohl die wenigsten. Wie haben Sie ihren Verlag gefunden?

Matthias Heine   Das war recht simpel. Der Verleger Daniel Kampa von Hoffmann & Campe sprach mich an, weil er meine Kolumne »Ein Mann, ein Wort« und meine sonstigen Artikel über Sprache in der »Welt« so gut fand. Sonst hätte es das Buch nie gegeben. Ich bin kein guter Selbstvermarkter.

Jeanine   »Seit wann hat „geil“ nichts mehr mit Sex zu tun?« ist ein sensationeller Titel. Wie wird Ihr nächstes Buch heißen?

Matthias Heine   »Tierisch Deutsch. Über das Animalische in unserer Sprache«. Es geht darum, wie Tiere in Sprachbildern wirken – von aalglatt bis Zickenkrieg.

Seit wann hat „geil“ nichts mehr mit Sex zu tun?

100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren
Wörter werden geboren, sie sterben, sie wandern ein, sie wandern aus, und ihre Bedeutung wandelt sich. Wörter machen Geschichte. Aber wer macht eigentlich die Wörter? Da wäre zum Beispiel der Hiwi, der sich nach kalten Zeiten an der Ostfront heute in deutschen Universitätsstuben wärmen darf. Der Hipster, der die Hautfarbe wechselte. Und der Rocker, der im Deutschen eine unerwartete Karriere als krimineller Motorradfahrer gemacht hat.

Matthias Heine fahndet seit Jahren für »Die Welt« nach den schillerndsten deutschen Begriffen. Die besten Wort-Steckbriefe versammelt dieser Band und gibt außerdem Antwort auf die Fragen: Was ist das schwierigste Wort der deutschen Sprache? Warum haben wir seit Luther auf den Ausdruck Shitstorm gewartet? Ist Plattenbau ein westdeutscher Kampfbegriff? Und warum müssen wir uns für das global erfolgreichste deutsche Wort ewig schämen?

Mehr von Matthias Heines Liebe zum Wort können Sie in seinem Newsletter lesen. Zu erreichen via Welt.de: /MEINE WELT/SERVICE/Ein Mann, ein Wort – Der Newsletter zur Sprachkolumne

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Dieser Beitrag erschien zuerst im Januar 2017 im Stadtmagazin Da Capo (Braunschweig) unter der Rubrik »Die Buchkolumnistin«. Die Fragen stellte Jeanine Krock.